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Praxisbeispiele aus der Corona-Krise: Kreative Gastro-Ideen

Deutschland, Europa, ja die ganze Welt erlebt eine Zeit, wie es sie seit dem Ersten Weltkrieg (Spanische Grippe) nicht mehr gegeben hat. Die Covid-19-Pandemie hat das gesellschaftliche Leben plötzlich und heftig verändert. So kommt es beispielsweise zu massiven Einschränkungen in der Veranstaltungsbranche, dem Reiseverkehr und der Gastronomie, die auch noch unter den beiden vorhergenannten eingeschränkten Bereichen leidet. Es ist zudem nur schwer absehbar, wie lange Einschränkungen für Privathaushalte und Unternehmen anhalten werden, und welche wirtschaftlichen und sozialen Abläufe sich daraus ergeben.

Die Branche, die wohl mit am meisten unter der Corona-Krise leidet, ist die Gastronomie. Schließlich sind die Restaurants, Kneipen und Cafés die Treffpunkte für das soziale Miteinander. Und genau das ist und wird weiterhin massiv eingeschränkt, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen.

Diese Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen betreffen ALLE, die Gastronomen mehr, andere weniger, doch es hilft nicht zu lamentieren sondern neue Ideen, Wege sind gefragt. Ideen, die nachhaltig den Gastronomiebereich verändern, aber auch über die Pandemie hinaus den Restaurants ein neues sinnvolles Ambiente verschaffen.

FOH – einmal anders

Bisher kennt man FOH „Front of the House“, bei Theater- und Konzert-Veranstaltungen als diejenigen Bereiche, die für das Publikum zugänglich sind. Dies kann man in Zeiten der Pandemie auch für Restaurants nutzen, die im Restaurantsaal nur noch einen Bruchteil der Plätze belegen dürfen, das Gartenrestaurant im Herbst und Winter ebenfalls wegfällt, indem im Freien neue „Restauranthäuschen“ aufgestellt werden.

Seilbahngondeln als Restaurantstuben

Sicher haben Sie v.a. in Skigebieten die Seilbahngondeln als gemütliche kleine „Restaurant-stube“ schon einmal gesehen, wo vier bis sechs -oder sogar mehr – gemütlich beim Après-Ski sitzen, trinken und essen. Bei witterungsbedingt geschlossenen Biergärten, in der Herbst-, Winter- und jetzt Pandemiezeit sind die Seilbahngondeln eine ideale Lösung für Raumprobleme und Abstandsregeln; es gibt sie schon in New York und vielen europäischen Großstädten. Sie können – sofern die Behörden es genehmigen (in der Corona-Zeit sind viele Städte für solche Lösungsvorschläge dankbar) – vor dem Restaurant, an einem Bach, Fluss oder aber im geschlossenen Biergarten aufgestellt werden. Viele Seilbahngesellschaften haben modernisiert (z.B. Zugspitzbahn) und verkaufen alte Kabinen; etliche Seilbahnen sind auch stillgelegt (Schneemangel).

Die Kabinen sind hell, haben rundum Fenster, können gut belüftet werden, Sitze sind vorhanden, ein Tisch lässt sich schnell einrichten, so dass sie nur noch am Strom für Licht und Heizung angeschlossen werden müssen. Eine digitalisierte Speisekarte stellt übers Handy den Kontakt zum Kellner her.

Gondeln und die folgenden „Restaurantersatzstuben“ bieten auch die Möglichkeit Advents- und Weihnachtsfeiern zu organisieren, wenn jeweils in einer „Stube“ die Mitarbeiter, Vereinsmitglieder sitzen, die sonst auch zusammenarbeiten oder trainieren. Da sich die Räumlichkeiten auch mit Lautsprechern ausstatten und verbinden lassen, kann auch die entsprechend gewünschte Atmosphäre erzeugt werden.

Weihnachtshütten

In diesem Jahr werden alle Weihnachtsmärkte ausfallen, aber die idyllischen Weihnachtshäuschen, in denen sonst Weihnachtsartikel verkauft werden oder Glühwein serviert wird, existieren weiterhin und können sehr gut als Restauranthütte verwendet werden. Der Vorteil dieser Hütten ist, dass sie bereits alles vorinstalliert haben: Strom, Heizung, Belüftung, somit lassen sie sich einfach zu einer Restauranthütte umfunktionieren. In der Advents- und Weihnachtszeit kann man ergänzend auch die ursprüngliche Funktion in den Restaurantbetrieb integrieren, indem Weihnachtsartikel zum Verkauf angeboten werden.

Gartenhäuschen

Sollte Ihr Restaurant in der Nähe eines Garten-Centers oder einer Gärtnerei liegen, überlegen Sie sich eine Zusammenarbeit mit ihnen. So können Gartenhäuschen ebenfalls in eine gemütliche Restaurantstube umgestaltet werden. Wichtig sind die Ausstattung mit Fenstern, Strom und einer Heizungsanlage; auch hier gilt, dass die Kommunikation über Handy oder einem anderen digitalen Bestellsystem, von denen es in der Zwischenzeit verschiedene preisgünstige Modelle gibt, vollzogen werden muss, was in vielen Restaurants schon geschieht – auch schon vor der Pandemie.

Camping- oder Bauwagen

Ähnlich kann man auch Camping- oder Bauwagen zu kleinen Restaurantstuben umbauen, wobei auch hier besonders darauf zu achten ist, dass entsprechend Fenster, Belüftungs-, Heiz- und Stromsysteme eingebaut werden.

Diese Wagen bieten auch die Möglichkeit sie gegebenenfalls als Imbissstand einzusetzen, wenn der Restaurantbetrieb sich so nicht mehr lohnen sollte. Mit Klappläden versehen, Bistrotische im ausreichenden Abstand, sowie Aufsteller, die auf die entsprechenden Angebote hinweisen, kann zumindest die Küche weiterarbeiten.

„Weinfässer“ als Restaurantstube

Das ist keine neue Idee, man findet diese „Weinfässer“ als Restaurant schon vielfältig in Weinregionen; sie lassen sich jetzt aber auch sehr gut als Ergänzung zum eingeschränkten Platzangebot in Restaurants sinnvoll nutzen.

Natürlich können diese FoH-Lösungen auch mit anderen ergänzt werden.

Frühbesteller belohnen: Je früher bestellt, desto preiswerter

Das Verfahren der „Frühbucher“ bei Reisebüros, Fluggesellschaften und Bahnfahrten kann man auch auf den Restaurantbetrieb übertragen, indem man den Kunden anbietet, je früher sie per Vorauskasse bestellen, desto günstiger sind die Speisen, die entweder im oder vor dem Restaurant serviert, abgeholt oder zugestellt werden. Dieses System kann man noch verfeinern, indem man bei den Preisen auch noch die Verkaufszeiten berücksichtigt. Sollte der Kunde nicht rechtzeitig erscheinen, dann bleiben dem Gastronom Speisen und Geld, denn wie im Luftverkehr wurde ja im Voraus bezahlt.

Kreative Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Vereinigungen oder Personen

Zurzeit müssen in Restaurants u.a. Abstandsregeln eingehalten werden. Die sollten aber nicht einfach mit Absperrungen, Klebebändern oder anderen weniger ästhetischen Maßnahmen, sondern kreativ umgesetzt werden. So könnte z.B. mit einem nahegelegenen Modehaus zusammengearbeitet werden. In die notwendige Sitzlücke wird eine Schaufensterpuppe gesetzt, die dir neuesten Kreationen des Modehauses präsentiert.

Eine Zusammenarbeit mit einer Galerie kann ebenfalls für beide Seiten hilfreich sein, wenn in den Sitzlücken Kunstwerke platziert werden, die die Gäste auch noch zum Gespräch anregen. Eine Variante wäre die Errichtung von Trennwänden aus Kunststoff bzw. Acrylglas, die bereits in anderen Bereichen, in denen Hygiene besonders wichtig ist, sich bewährt haben, diese könnten von der Galerie entsprechend gestaltet werden.

Kontaktlos essen

In Berlin hat das Data-Kitchen in Zusammenarbeit mit SAP eine sogenannte „Food Wall“ errichtet. Der Tisch und die Speisen werden für einen bestimmten Zeitpunkt per App oder Internet reserviert und auch bezahlt. Der Gast kommt zur vereinbarten Zeit und nimmt sich seine Speisen aus dem Fach der „Food Wall“.  

In Amsterdam setzt Mediamatic ETEN auf „Chambre Separée“. Dort speist man zu zweit in Mini-Gewächshäusern am Wasser. Die Speisen werden auf langen Brettern hereingereicht, so dass es absolut keinen Kontakt zwischen Personal und Gästen gibt; das Geschirr, Besteck und Speisen mit Handschuhen angefasst werden, versteht sich von selbst.

Kreativen Ideen sind keine Grenzen gesetzt und kombiniert mit gutem Restaurant Marketing, lässt sich die Zeit auf jeden Fall besser bestehen.